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Porz: Wir wandeln auf uralten Straßen

Porzer Geschichten und Geschichte
Am 16. September 1951 am Tag der Stadtwerdung von Porz am Rhein gab die Stadt ein Buch heraus. Dort haben dann viele Personen aus Porz und andere Personen Beiträge veröffentlicht, unter anderem der Rektor Carl Breuer aus Siegburg. Die Menschen zeichnete eine sehr hohe Heimatverbundenheit aus, Geschichten, Pflanzen Umgebung waren vertraut und bekannt. Wie es für jedes Säugetier existentiell ist sich in seiner natürlichen Umgebung aufs Beste auszukennen, so hatten unsere Vorfahren noch eine gewisse Natur- und Heimatverbundenheit, meine Zumindest.
1951 war noch sehr nahe am Kriegsende, der Krieg und die faschistische Herrschaft war erst vor wenigen Jahre beendet, beides wirkte noch nach. Auch in Porz sind reichlich Bomben eingeschlagen, es gab viele Obdachlose und deutsche Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Reichsgebieten. Die Stadtgründung fiel noch mitten in eine Zeit des Umwälzung und des Wiederaufbaus. Die Stadtwerdung fiel in eine Zeit der Entbehrung und der Arbeit, entsprechend ist die Gründung charakterisiert. Die Sprache war damals noch durch und durch deutsch, frei von heute üblichen Attitüden, behaftet mit traditionellen Attitüden. Das war noch Krieg und NS geprägt und traditionell im Rheinland sehr katholisch christlich. Kein Wunder, dass jungen Leuten dies anfing auf den Keks ging, Rebellion gab es bereits vor 1968, n den 1950er Jahren waren es die vorwiegend proletarischen "Halbstarken". Die Halbstarken der 1950er-Jahre orientierten sich als frühe popkulturell inspirierte Subkultur modisch und in ihrem Habitus an jungen Darstellern aus US-amerikanischen Filmen wie etwa James Dean, Marlon Brando. Im Deutschland der Nachkriegszeit wurden Karin Baal und Horst Buchholz mit dem Film Die Halbstarken zu Idolen der Jugend. Es ist das Wesen dieser Nachkriegsbewegungen, dass sie weitgehend mit der deutschen Geschichte abschloß und sich an der Siegermacht USA orientierten. So wurde die eigene Kultur nicht weiterentwickelt sondern die Attitüden einer Siegermacht übernmommen. Ist das Alte nicht gut, so muss es gehen und dem Neuen Platz machen, diese Haltung war in Deutschland bereits seit der Industrialisierung weit verbreitet, man riß ab was das Zeug hielt, die Städte wurden komplet umplaniert. Das hatte auch etwas fortschrittliche, aufbrechendes, zukunftsgewandtes.
In der jetzigen dritten Deutschen Republik wird Deutschland vermutlich langsam wieder zu sich selbst finden, eingebettet in einem freundlichen, friedlichen, fortschrittlichen Europa. Hoffen wir das Beste. Da die lokalen Geschichten des Rheinlandes nicht mehr von rheinischen Grundschullehriennen und Lehrern erzählt werden, nun online in der Porz-Illu. Wir werden zudem einen Kulturwanderweg für NRW entwickeln, der ähnlich dem roten Wien sein wird.
Bürgermeister Alfons Kafka und Stadtdirektor Melchior Kurth verfaßten gottesfürchtige und demütige Grußworte.... es folgte ein Gedicht von Alexander Wirtz mit dem Credo " zu wachsen, zu dienen!" am Ende jeder der 9 Strophen.
Im Buch der frisch ernannten wird über viele Seiten die Aufbauleistung der Nachkriegsjahre in Bildern dokumentiert. Diese Gebäude waren im übrigen fast allesamt mausgrau und sahen teils aus wie Kasernen, vielfach bis in die 1980er Jahre unverändert, mit Kohle befeuert. Erst nach der Vereinigung mit der DDR erhielten viele der Nachkriegsgebäude auch in NRW und Porz Farbe. Nachdem insbesondere von Bürgerlichen aus dem Süden so viel über die graue DDR gelästert wurde, fiel die eigene Blässe in NRW wahrscheinlich erstmals so richtig auf.Das die Bilder schwarz weiß waren, fällt somit nicht ins Gewicht, wahrscheinlich dachte man mit grau sei man besser getarnt, wahrscheinlich war alles was zweitrangig, man dachte über soetwas nicht nach, Hauptsache Dach über dem Kopf, Farbe war nur überflüssiger Luxus und Luxus gab es nicht. So dürfte die Lage gewesen sein. Deutschland die Wissenschaftsnation, die Wirtschaftsnation, die Nation die über Europa hergefallen war lag am Boden und richtete sich zügig Stein auf Stein wieder auf. Dominierend war die Farbe zwischen den Häusern, es wurde offen gebaut mit viel Grün, das war das Entscheidende.Die heutige Verdichtung erinnert eher an Schwellenländer, völlig unsinnig bei abnehmender Bevölkerung...
Eröffnet wird das Buch dann mit dem Hinweis auf das Wegenetz "Uralte Handelswege und Heerstraßen durchziehen besonders von Norden nach Süden unser Gebiet, wie der sagenumwobene Mauspfad, der schon in vorgeschichtlicher Zeit das Nordmeer mit dem Mittelmeer verband" Es folgt eine Bericht beginnend mit der Altsteinzeit... unseren Vorfahren den Neanderthalern wie wir heute wissen.
Im kommenden Jahr 2021 jährt sich dieser Tag der Stadtwerdung zum 70 sten Mal. Die Selbständigkeit von Porz der heute immer noch nachgetrauert wird, dauerte nur 24 gute Jahre lang an. Seitdem sind wir vom selbstbestimmten Speckgürtel in die Randlage Kölns versetzt worden. Diese Umsortierung war nicht zum Vorteil der Stadt Porz. Köln übernahm 83.000 Neubürger, seitdem wachsen wir zwar weiter aber nicht so wie gedacht. Dass mit dem dienen ist nicht nur dem Zeitgeist zum Opfer gefallen, sondern auch der veränderten Lage. Viele Menschen die hinzukommen kommen nicht, um einem großen Ganzen zu dienen, eher damit das Große Ganze ihnen dient... die Ego Perspektive ist erst wenige Jahrzehnten alt... Steuer "vermeiden" als Volkssport, "zuerst ich" als Mainstream, Geiz ist Geil als Lebensgefühl, das steht mir zu, das gönne ich mir... von Morgens bis abend prasseln seit ca. 40 Jahren diese Propagandasprüche auf uns ein... die Gier ist das Treibmittel des Neoliberalismus. Sie hat leider reichlich Anhänger. Zum Zeitpunkt der Stadtwerdung hatten derartige Positionen in der Öffentlichkeit keinerlei Bedeutung, sie galten als Privat und eher beschähmend und peinlich. Vielleicht wird dem alten, neuen Porz auch deswegen nachgetrauert, da es noch in der Zeit vor dem Neoliberalismus bestand. Die Wege waren kurz, man konnte viel mehr bewegen.
Für die Leser der Porz-Illu zum Jahreswechsel 21 dokumentiert, wir sind ja im Lockdown und haben Zeit zu lesen:
Das Kapitel "Heimatkundliche Plaudereien" aus dem Jahre 1951
Rektor Carl Breuer aus Siegburg
 

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