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Ist das Versorgungsproblem Kubas für die Regierung lösbar?
Kuba ist in den 1990er Jahren führendes Land im Bereich der Bioproduktion und der Versorgung der Bevölkerung mit Bioprodukten geworden. Dies geschah nicht aus einer Position der Stärke, die wir aktuell hätten, sondern aus der Not heraus. Not macht beweglich und erfinderisch. Unser Landwirtschaftminister Özdemir (Grüne) ist im Grunde wenig inspiriert. Wir haben immer noch Insektensterben und eine zunehmende Versiegelung in Folge der Migration. Wir haben Waldsterben, kaum Aufforstung, die Ernte und das Schlachten wird weitgehend Rumäninnen und Rumänen überlassen, Gifte werden in der EU immer noch massenhaft eingesetzt, Grundwasser und Böden leiden extrem. Ja unsere Landwirtschaft hat trotz Rekordernten und günstiger Ernährungslage qualitative Defizite.
Österreich hat 26% ökologische Landwirtschaft auf der Fläche, Deutschland ist auf dem Level von Australien und Spanien mit 9%.
Die Frage der Selbstversorgung richtet sich nicht nur an Kuba sondern auch an uns selbst, wir sollten voneinander lernen. Die Kubaner sollten sich das Ziel setzen sich selbstsowie Nachbarstaaten wie Venezuela mit Gemüse, Obst und Reis zu versorgen, auch Uruguay wäre ein Partner, dies könnte das Milchpulver liefern. Handel das wissen wir in Europa ist zum gegenseitigen Vorteil, auch wenn er uns von den USA teilweise verboten wird (Gas aus Russland). Das USA Problem hat Kuba in einem existentiellen Ausmaß. Dennoch: Die wichtigsten Importgüter Kubas im Jahr 2022 waren Lebensmittel und lebende Tiere. Diese haben 2022 einen Anteil von rund 20,6 Prozent an den Importen Kubas ausgemacht. Die Insel hatte nach der jüngsten Krise reagiert und "Ich-AGs" zugelassen also so etwas wie eine Hartz 2 Initiative gestartet, mit Erfolg: Mehr als 11 000 Unternehmen sind seit der Schaffung einer Rechtsform für Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU) vor drei Jahren gegründet worden. Sie erwirtschaften nach Regierungsangaben bereits 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und haben seit Anfang 2023 Waren im Wert von mehr als zwei Milliarden US-Dollar importiert. Allerdings importieren sie Konsumgüter statt Maschinen, treiben Handel statt Produktion, hinterziehen Steuern und sorgen für Unmut bei der kommunistischen Regierung. Im Ergebnis präsentiert sich ein Handelsdefizit.
Kuba ist auf Platz 8 der Honigexporteure nach Deutschland und exportiert überwiegend Biohonig. Während auf der ganzen Welt die Bienenpopulationen schrumpfen, leben Bienen auf Kuba wie im Paradies. Aus ökologischer Sicht erwies sich Kubas Sonderperiode als Segen für die Natur. Auf den ersten Blick ist deutlich Kuba und die EU haben beidseits Defizite, vollständig andere Defizite, die naheliegende Entwicklung beider Seiten kann von der Erfahrung des anderen profitieren, völlig unideologisch ohne Antikommunismus. Die Stärke unserer Landwirtschaftlichen Industrie ist die hohe Effektivität, geringe Arbeitskraftbindung bei hoher Maschinerie und günstige und Quantitativ sichere Ergebnisse. Aber Masse und Preis sind nicht Alles grade wenn es um die Ernährung geht. Auf der anderen Seite sind Masse und Preis alles, wenn beides nicht erreicht wird.
Auf Kuba kommt mit der humanistischen Ausrichtung des Sozialismus in den notmäßigen Bemühungen eine gesunde Eigenernährung der Bevölkerung heraus. Niemand eignet sich die Ländereien privat an und denkt nur an Renditen, es gibt keine Superreichen und zugleich Hungernde oder Mangelernährte in einem Land. Auf Kuba leiden alle, wenn Kuba leidet. Seine Küsten sind ein Rückzugsgebiet vieler Arten die sich vor der Überfischung der Nachbarstaaten retten. Weltweit loben Ökologen die Insel als Beispiel, wann und wie schafft es das Land endlich auch die Produktionsmengen für Eigenversorgung und Export entsprechend zu entwickeln? Ganz ohne Hilfe wird dies schwer gelingen. Wir könnten dies in Europa nicht nur unterstützen sondern auch von Kuba lernen. Wir kennen uns aus in Technik und unseren Bedingungen allerdings ist die Struktur des "urban gardenings" nirgendwo so konsequent durchgesetzt worden wie auf Kuba, dank des sozialistischen Systems wurden die Flächen mit einem Schlag freigegeben, Hilfemittel und Beratung zur Seite gestellt. Erfahrungen wurden weitergegeben, das ist Schrebergärtnern auf einem anderem Niveau. Da wir nun in Europa über Klimaschutz reden wird die lokale und regionale Gemüse und Obstproduktion immer relevanter. Zuletzt ist die Insel in die Schlagzeilen geraten da es von der Welthungerhilfe für seine staatliche Grundversorgung im Bereich Milchpulver auf Unterstützung zugreifen musste. Angesichts von Wetterschwankungen und den Hurrikanen kommt es immer wieder zu Ernteausfällen und Problemen. Noch ist nicht die Quantität erreicht die auf Kuba eine neue Qualität schafft, die sichere Überproduktion, der Export an Nachbarländer.
Wäre die Insel Kuba fähig seine Bevölkerung und die Touristen autark zu ernähren?
Was die Landwirtschaft betrifft, so verfügt Kuba über ein enormes Potenzial. Ein bekannter französischer Agrarwissenschaftler, René Dumont, sagte einmal: "Bei richtiger Bewirtschaftung könnte Kuba das Fünffache seiner derzeitigen Bevölkerung angemessen ernähren."
Diese Behauptung ist unbewiesen und ihre politische Motivation nicht hinterfragt, doch dürfte die landwirtschaftliche Produktion ohne Zerstörung es Landes die 10 Mio. Kubanerinnen und Kubaner wie auch die Touristen aus dem Norden wie auch die Patienten aus aller Welt. Theoretisch ist Kuba ein fruchtbares Land, wo dreimal jährlich geerntet werden könnte. Die Geographie des Landes mit vorwiegend flachem oder hügeligem Land und günstiger Bodenbeschaffenheit bietet fast ideale Bedingungen.
Es fehlte auf Grundlage der US Blockade gegen die Insel und die US Sanktionen sowohl an Treibstoff für die Landmaschinen, an Ersatzteilen als auch an Düngemitteln und Pestiziden. Die staatliche Produktion landwirtschaftlicher Güter brach damals ein. Der Not gehorchend, bildete sich zunächst eine zunehmend besser funktionierende, auf privater Basis arbeitende urbane Landwirtschaft heraus. Sie versorgte bald schon 80 % der Bevölkerung mit weitgehend lokal erzeugten Bioprodukten und machte Kuba damit nebenbei zum weltweiten Führer der Ökologischen Landwirtschaft. Kubas landwirtschaftliche Produktion ist inzwischen eine Qualitätsproduktion.
Heute ist die Landwirtschaft immer noch der größte Wirtschaftszweig Kubas, in dem 18% der arbeitenden Kubaner beschäftigt sind. Obwohl Zuckerrohr nach wie vor die Hauptanbaupflanze ist und landwirtschaftliche Chemikalien nach wie vor an Genossenschaften verteilt werden, boomt der "agrarökologische" Kleinbauernsektor und ist inzwischen weltweit anerkannt.
Kuba hat das Potenzial, seine Bevölkerung und Touristen autark zu ernähren, aber derzeit hängt das Land von Lebensmittelimporten ab. Theoretisch könnte jede der 15 Provinzen autark sein, aber die starke Ausrichtung auf Export von Zucker und Reis in großen Monokulturen im Rahmen des sozialistischen Weltmarktes sowie die Versorgungskrise nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dieses Marktes sind bis heute nicht vollständig überwunden.
Ein erster Erfolg: die staatlich initiierte städtische Landwirtschaft, auch als Urban Gardening bekannt, versorgt bereits einen beträchtlichen Teil des in Havanna konsumierten Gemüses
Eine vollständige Autarkie wäre wünschenswert, aber derzeit erreicht Kuba dies nicht.
Welche Maßnahmen wären mit den bestehenden Ressourcen zu ergreifen um die autarke Lebensmittelproduktion zu erreichen?
Um die autarke Lebensmittelproduktion in Kuba zu erreichen, könnten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
Diversifizierung der Anbauprodukte: Kuba sollte seine landwirtschaftliche Produktion diversifizieren, um eine breitere Palette von Lebensmitteln anzubauen. Dies würde die Abhängigkeit von wenigen Hauptkulturen verringern.
Förderung von Kleinbauern und Kooperativen: Kleinbauern und landwirtschaftliche Kooperativen könnten unterstützt werden, um effizientere Anbaumethoden zu nutzen und die Produktivität zu steigern.
Investitionen in nachhaltige Landwirtschaft: Kuba könnte in nachhaltige Landwirtschaft investieren, einschließlich ökologischer Anbaumethoden, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren.
Stärkung der städtischen Landwirtschaft: Die städtische Landwirtschaft, insbesondere in Havanna, könnte weiter ausgebaut werden, um frisches Gemüse und Obst für die Bevölkerung zu produzieren.
Wassermanagement und Bewässerung: Effizientes Wassermanagement und verbesserte Bewässerungssysteme könnten die landwirtschaftliche Produktion steigern.
Forschung und Bildung: Investitionen in landwirtschaftliche Forschung und Bildung könnten dazu beitragen, moderne Techniken und bewährte Praktiken zu verbreiten.
Förderung von Agroforstwirtschaft: Agroforstwirtschaft, bei der Bäume und landwirtschaftliche Nutzpflanzen kombiniert werden, könnte die Bodenqualität verbessern und die Erträge steigern.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Maßnahmen Zeit, Ressourcen und politische Unterstützung erfordern. Kuba müsste einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, um die autarke Lebensmittelproduktion zu erreichen .
Ist die Bevölkerung ausreichend bereit sich in die landwirtschaftliche Produktion einzubringen und gibt es ausreichend landwirtschaftliche Geräte und Treibstoffe?
Die Bereitschaft der Bevölkerung, sich in die landwirtschaftliche Produktion einzubringen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hier sind einige Überlegungen:
Tradition und Kultur: Kuba hat eine lange Tradition in der Landwirtschaft, und viele Menschen haben familiäre Bindungen zur ländlichen Lebensweise. Dies könnte die Bereitschaft zur Mitarbeit erhöhen.
Wirtschaftliche Notwendigkeit: Aufgrund der wirtschaftlichen Situation in Kuba könnten Menschen motiviert sein, in der Landwirtschaft zu arbeiten, um ihre eigene Versorgung sicherzustellen.
Bildung und Bewusstsein: Bildungsprogramme und Sensibilisierungskampagnen könnten das Bewusstsein für die Bedeutung der Landwirtschaft stärken und die Bereitschaft zur Mitarbeit fördern.
Zugang zu Ressourcen: Hier liegt eine Herausforderung. Es gibt Engpässe bei landwirtschaftlichen Geräten und Treibstoffen. Die Regierung müsste in diese Bereiche investieren, um die Produktivität zu steigern.
Kooperativen und Gemeinschaftsprojekte: Die Förderung von landwirtschaftlichen Kooperativen und Gemeinschaftsprojekten könnte die Beteiligung der Bevölkerung erleichtern.
In Bezug auf landwirtschaftliche Geräte und Treibstoffe gibt es in Kuba Engpässe. Die Wartung und der Ersatz von Maschinen sind herausfordernd, und die Verfügbarkeit von Treibstoff ist begrenzt. Investitionen in diese Bereiche wären notwendig, um die autarke Lebensmittelproduktion zu unterstützen.
In welchem Umfang wäre es notwendig in Kubas Landwirtschaft zu investieren. Woher kann das Geld kommen angesichts der US Sanktionen?
Die Investitionen in Kubas Landwirtschaft könnten in verschiedenen Bereichen notwendig sein, um die autarke Lebensmittelproduktion zu fördern. Hier sind einige Aspekte:
Infrastruktur und Technologie: Investitionen in landwirtschaftliche Maschinen, Bewässerungssysteme und Lagerhäuser wären erforderlich, um die Produktivität zu steigern.
Forschung und Bildung: Gelder für landwirtschaftliche Forschung, Schulungen und den Austausch bewährter Praktiken könnten die Effizienz verbessern.
Kooperativen und Genossenschaften: Unterstützung für landwirtschaftliche Kooperativen und Gemeinschaftsprojekte könnte die Beteiligung der Bevölkerung erleichtern.
Bio-Landwirtschaft: Investitionen in nachhaltige, biologische Anbaumethoden könnten die Qualität der Ernte verbessern.
Vermarktung und Vertrieb: Gelder für die Vermarktung von Produkten und den Aufbau von Vertriebskanälen wären wichtig.
Angesichts der US-Sanktionen ist die Finanzierung eine Herausforderung. Kuba könnte nach ausländischen Investoren suchen, Joint Ventures eingehen oder auf internationale Organisationen wie die Welthungerhilfe zurückgreifen
https://www.welthungerhilfe.de/aktuelles/blog/landwirtschaft-in-kuba-all...
https://lujocuba.com/de-de/kuba-investitionen/
https://www.biothemen.de/Oekologie/spezial/cuba.html
https://cube-bioecon.org/de/
https://www.claussen-simon-stiftung.de/de/blog/bio-honig-aus-kuba/
https://www.kubakunde.de/dossiers/bienenparadies-kuba
https://www.fgbrdkuba.de/cl/cltxt/cl2023408-land-von-produzenten.php
Sehr aktuell die Betrachtung des nd: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1183908.devisenknappheit-kuba-will-meh...
und der kubanischen Parteizeitung granma (Großmutter)
https://de.granma.cu/cuba/2024-07-08/weder-ruhe-noch-konformitat-problem...
https://de.granma.cu/cuba/2024-07-09/regelung-der-hochstpreise-fur-stark...
https://www.fgbrdkuba.de/cl/cltxt/cl2023408-land-von-produzenten.php
ein Bericht aus 2019 aus america21 https://amerika21.de/2019/06/226927/kuba-neue-wege-der-landwirtschaft
Videobeiträge
https://www.dailymotion.com/video/x7ug1js
https://www.facebook.com/ARTEinfoDE/videos/kuba-alles-bio-reportage-arte...
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